2×03 – Der holografische Anhänger / Der Rivale

XF 3000 – Das Unfassbare. Präsentiert vom Kopf von Jonathan Frakes.

Das hier nannte man zu meiner Zeit einen Lichtschalter. Drückte man darauf, so wurde eine komplizierte Maschinerie in Gang gesetzt, die ein ganzes Kraftwerk startete und damit schließlich eine Lampe zum Leuchten brauchte. Heute können wir Licht nicht nur ein- und ausschalten, sondern in sieben Dimensionen regeln und sogar verflüssigen. Aber eines ist gleich geblieben: Ist es aus, dann ist schwer zu erkennen, welche unserer folgenden Geschichten wahr sind, welche sich auf einem anderen Planeten zugetragen haben und welche komplett erfunden sind. Ich hoffe, Sie bringen ein wenig Licht ins Dunkel!

Geschichte 1: Der holografische Anhänger

Mit einem solchen Anhänger hat man seinen geliebten Partner immer nahe der eigenen Herzen. Manchmal auch zwei oder drei und auf Ultus 7, wo man eine ganze Sippe heiratet, soll bereits jemand unter dem Gewicht seiner Ketten erstickt sein. Das passiert Keira zum Glück nicht. Denn ein einzelner Anhänger ist alles, was ihr noch bleibt.

Die morgendliche Verabschiedung zwischen Keira und Leah war flüchtig wie jeden Morgen, als Leah in den Teleporter zur Arbeit stieg. Nach „Ich liebe …“ löste sie sich auf. Doch diesmal ertönte ein kreischendes Geräusch, Lichter blinkten wild, Rauch stieg auf. Ein Holo-Anruf bei der Arbeitsstelle bestätigte Keira den schlimmen Verdacht: Leah kam nie an. Alle verzweifelten Anrufe bei Technikern blieben umsonst: Leahs Atome waren offenbar in alle Richtung zerstreut worden. Viele Monate zog sich Keira in der gemeinsamen Wohnung zurück. Als sie auch noch ihren Job verlor, rüttelte sie sich auf und beschloss, dass das Leben weitergehen muss, packte alle von Leahs Sachen in Boxen und schickte sie in einen Orbital-Stauraum. Einzig von ihrem rosa leuchtenden Anhänger mit dem holografischen Abbild Leahs konnte sie sich nicht trennen. Das Leben ging daraufhin wieder bergauf und Keira bekam einen neuen Job in einer Fruchtbarkeitsklinik, um anderen Frauen zu helfen, nachdem ihr eigener Wunsch nach Familie zerplatzt war. Eines Abend als sie noch spät im Labor war, begannen die Anlagen plötzlich ein seltsames Verhalten zu zeigen, Lampen leuchteten im Rhythmus und überall, wo sie hinging, fingen die Drucker an, Papier mit Pfeilen darauf auszudrucken. Keira folgte den Pfeilen bis ins Sicherheitslabor für Genetische Kreuzgenerierung. Dort leuchtete ein Slot rosafarben, in der gleichen Form wie ihr Anhänger. Keira nahm ihn ab und legte ihn vorsichtig herein. Maschinen summen und zischen, Nebel schießt in die Fusionskammer. „… dich!“ beendet Leah ihren Satz. Sie steht vor Keira in der Kammer. Mit einem deutlichen Babybauch.

Hatte Leah etwa ein Backup von sich selbst angelegt? Wie konnte ihre Kopie dann ihren letzten Satz vollenden? Und wo kam das Baby her, das sich die beiden so gewünscht, aber nie beauftragt hatten? Befand sich vielleicht sogar die DNA von Leahs Eltern noch im Speicher der Firma? Oder tragen unsere Autoren einfach eine Kette mit dem Schriftzug „Lügner“ um den Hals?

Geschichte 2: Der Rivale

Zu meiner Zeit ist man noch mit einem dieser Automobile ins Kino gefahren, um einen romantischen Abend zu verbringen. Nach der Erfindung der Hovercars lagen diese Autokinos lange brach bis sie von der Roboter-Community wiederentdeckt wurden. Autos braucht es dazu nicht mehr, denn viele Roboter haben Räder. So auch Garvin.

Für Garvin war ein Traum in Erfüllung gegangen: Eliza-7, das schönste Robotermädchen der Stadt, hatte sein Werben erhört und einem Date zugestimmt. Garvin hatte sich in feinstem Zwirn herausgeputzt als er sie in ihrem Apartment Nummer 77112 abholte. Eliza-7s Zähne blitzten als hätte sie sie extra für ihn mit Polierpaste bearbeitet. Ihr Ziel war das Cinorama, ein altes Autokino, das nun für Kinofestspiele für Roboter genutzt wurde. Bereits als sie in der Schlange warteten fiel Garvin ein finster guckender Transformerbot mit einem Blitz zwischen den Augen auf, der Eliza-7 anstarrte. Auf dem Weg zu ihrem Platz kam er ihnen entgegen, rempelte Garvin seinen Becher Motoröl aus der Hand und sagte zu Eliza-7: „Na, Puppe, was willste denn mit dem Schrotthaufen da?“ Aber Eliza-7 ließ ihn abblitzen, was Garvin noch stolzer machte und den fremden Bot sichtbar sauer. Als der Film begann, vergaß Garvin den Vorfall, genoss Eliza-7s Nähe und hielt ihren Greifarm, wenn ihr die behaarten Waldmonster auf der Leinwand Angst machten. „Die werden uns nie etwas tun!“ sagte er. Bis plötzlich wieder der finstere Bot vor ihnen stand, zusammen mit drei Mitstreitern, massiven Fabrikbots. Einer nahm Garvin in den Schwitzkasten, worauf ein zweiter ihn mit Hämmern und Bohrern traktierte, während der Transformerbot an Eliza-7 zerrte. Da erbebt der Boden, Garvin wird herumgewirbelt, Metall kracht auf Metall. Dann Stille. Garvin sieht sich um und sieht Eliza-7 unversehrt neben sich, im Gegensatz zu den Angreifern, die völlig zerlegt sind. In Elizas Greifarm hängt ein Stück Fell. Und in der Leinwand klafft ein großes Loch.

Was passierte hier als Garvin am Boden lag? Hat Eliza-7 durch ihre Zuneigung Bärenkräfte entwickelt und sich der Angreifer selbst entledigt? Ist sie gar ein Wer-Bot, der sich genauso verwandelt konnte wie der Transformer? Aber woher kam das Loch in der Leinwand – kam ihr ein Filmmonster zur Hilfe? Oder wollen wir Ihnen hier einfach einen Bären aufbinden?

Die Auflösung

Jetzt sehen wir uns einmal an, was von den heutigen Geschichten sich wirklich so zugetragen hat, entweder auf der Erde oder auf einem anderen Planeten. Und was sich stattdessen als reine Fiktion entpuppt.

Verbrachte Leah wirklich Monate im Anhänger ihrer Freundin und wurde dann wieder hergestellt als ob nichts geschehen wäre? So etwas hat sich tatsächlich auf dem Planeten Matrix Epsilon abgespielt, wo die Luft von elektrischem Äther durchzogen ist.

Und die Geschichte von Garvin, Eliza-7 und ihrem unbekannten Retter? Ja, auch das beruht auf einer wahren Gegebenheit aus dem 30. Jahrhundert, als die Technik noch nicht so weit war und im Roboterkino noch echte Darsteller hinter der Leinwand agierten.

Haben Sie heute ein helles Köpfchen bewiesen? Oder haben unsere Autoren Ihnen alle Lichter ausgeknipst wie mit einem Lichtschalter? Vielleicht nehmen Sie beim nächsten Mal lieber eine Taschenlampe mit! Ihr Kopf von Jonathan Frakes.

In der nächsten Folge weitere Geschichten. XF 3000 – Das Unfassbare.

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