1×04 – Die Schneekugel / Der Robotermeuchler

XF 3000 – Das Unfassbare. Präsentiert vom Kopf von Jonathan Frakes.

Werfen Sie einen Blick durch unser Quantenmikroskop. Was Sie hier sehen ist ein Zenton, ein mysteriöses Teilchen, dass sich anderthalb Mal um die eigene Achse dreht bis man wieder die Vorderseite sieht. Ganz ähnlich ist es bei unseren heutigen beiden Geschichten. Am Ende dieser Episode lösen wir auf: Welche dieser Ereignisse haben sich so tatsächliche auf der Erde zugetragen? Welche auf einem fremden Planeten? Und welche haben unsere Autoren komplett erfunden? Ich hoffe, Ihnen wird dabei nicht schwindlig.

Geschichte 1: Die Schneekugel

Ein zarter Seidenschal aus den fernen Winkeln des Alls, gesponnen von katalyptischen Seidenwicklern. An solchen Waren hängt das Schicksal von Mitch. Sozusagen am seidenen Faden.

Seit dem Zusammenbruch der intergalaktischen Seidenstraße lebte Mitch in Armut. Sein Onkel Jonas hatte ihn gefeuert, als das Geschäft begann schlecht zu laufen. Er war stets das ungeliebte Stiefkind, während seine Halbschwester Thera verwöhnt wurde. Nun war Jonas gestorben, Mitch hoffte zumindest auf einen kleinen Teil des Erbes, aber dann hieß es, das Vermögen von Jonas sei verschollen, er hinterließ seinen Kindern nur die Objekte in seinem Landhaus. Und dort durfte sich Thera ihren Teil zuerst auswählen. Als Mitch das Haus erreichte, war es wie geplündert. Thera hatte ihm einige zerbrochene Möbel da gelassen, hässliches Geschirr und ein paar von Jonas‘ hoffnungslosen Versuchen, Seidenmalerei zu betreiben. Auf einer zerbogenen Kommode fand Mitch noch eine Schneekugel – jemand hatte den Boden aufgeschlitzt, die Flüssigkeit hatte sich über die Kommode ergossen. Mitch verbrachte die Nacht in dem Haus, das tags darauf an einen Geschäftspartner von Jonas übertragen werden sollte. Nachts wurde er von unheimlichen Geräuschen geweckt. Mitch ging das Haus ab, entdeckte aber nichts. Da er nicht mehr schlafen konnte schnappte er sich seinen Mantel und wanderte durch den Garten. An einer kleinen Kapelle stutzte er und zog die Schneekugel aus der Manteltasche. Sie zeigte genau den Ort, an dem er stand. Im Schein des Mondlichts schaute der Schnitt am Boden der Kugel aus wie ein leuchtendes X. Mitch ließ es auf den Versuch ankommen, schnappte sich eine Schaufel und begann zu graben, wo in der Schneekugel der Schnitt ist. Kurz darauf stößt er auf eine metallene Box. Er öffnet sie: Es ist Onkel Jonas‘ verschollenes Vermögen.

Eine zerstörte Schneekugel führt Mitch zum Reichtum seines Onkels. Kann das sein? War die Schneekugel ein Hinweis seines Onkels, wo dieser Schatz versteckt ist. Aber wer hat dann das X in die Kugel geschnitten, das so frisch war, dass die Kommode noch feucht vom Wasser war? Hat hier der Schnee das Schicksal von Mitch gelenkt oder haben wir Ihnen den Durchblick verschneit?

Geschichte 2: Der Robotermeuchler

Eine flackernde Plasmakugel. Haben wir nicht alle als Kind damit gespielt und uns daran erfreut wie der Strom in unseren Fingern ein wohltuendes Kribbeln hinterließ. Peter ist ein Technik-Freak und hat schon dutzende solcher Kugeln in der Hand gehabt. Doch bei Peter geht es nicht mehr um ein leichtes Kribbeln – er kommt auf den elektrischen Stuhl.

Als Anwalt für die großen Konzerne dieser Welt hatte es Peter zu Ruhm und Ehre gebracht. Wer seinen Klienten Millionen einbrachte, indem er in aufsehenerregenden Prozessen die Legalität von Sklaven von anderen Planeten verteidigte oder die Obergrenze für Gift in Erfrischungsgetränken zu Fall brachte, konnte sich wie Peter über ein Leben in Reichtum freuen. Doch eines Tages klickten die Handschellen, denn Peter hatte ein Doppelleben geführt. Peter war der Robotermeuchler, er überfiel junge Roboter, entfernte ihnen die Hauptprozessoren, in der Absicht, einen hyperintelligenten Monsterroboter zu bauen. Die Polizei kam ihm auf die Schliche, als sein enorm hoher Stromverbrauch auffiel. Nun fällten die Richter ihr Urteil: Tod durch den elektrischen Stuhl wegen hundertfachen Robotermords. Doch Peter lachte der Anklage nur ins Gesicht, er hätte nichts zu befürchten und ihnen allen würde dieses Urteil noch fürchterlich leid tun. Er nahm die letzten fünf Minuten Internet in Anspruch, die jedem Todeskandidaten zustanden und transferierte eine gewaltige Summe Geld auf ein unbekanntes Konto. Dann trat Peter seinen Weg zum elektrischen Stuhl an. Als sein Kopf schon in die Kugel eingespannt war und die Luft sich begann elektrostatisch aufzuladen, kam der Anruf vom Präsidenten der Erde persönlich. Die Wärter banden Peter los und erklärten ihm, was er schon lange wusste: Peter war ein freier Mann. Als er vor das Gerichtsgebäude tritt verspottet er die wütende Meute vor dem Tor mit einer Siegerpose. Ein Blitz schießt aus dem hellblauen Himmel und trifft ihn. Peter ist sofort tot.

Ein Mann kauft sich vom elektrischen Stuhl frei. Wenige Minuten später stirbt er trotzdem – durch einen Blitzschlag. Dabei standen gar keine Wolken am Himmel. War es vielleicht eine Roboterdrohne in Selbstjustiz oder einfach göttliche Gerechtigkeit. Wenn ja, ist Gott somit ein Roboter? Oder amüsieren sich unsere Autoren gerade göttlich über diesen Streich?

Die Auflösung

Nun ist es an der Zeit aufzulösen. Sind unsere Geschichten tatsächlich so auf der Erde geschehen, haben sich auf anderen Planeten zugetragen oder waren sie eine Erfindung unserer Autoren?

Die zerstörte Schneekugel, die Mitch den Weg zu einem verschollenen Vermögen weist? Glauben Sie, dass sich dies wirklich so zugetragen hat? Schön wär’s, aber ich muss sie enttäuschen: Das haben sich unsere Autoren ausgedacht.

Was ist mit der Geschichte des Robotermeuchlers, der seiner gerechten Strafe nicht entkommen kann? Gab es diese Form galaktischer Gerechtigkeit? Nein, leider nicht – auch hier haben unsere Autoren gemogelt.

Heute waren beide Geschichten erfunden – erdacht aus undefinierbaren Strömen von Quantenteilchen in den hellen Köpfen unserer Redaktion. Ich hoffe, wir haben auch Ihre Phantasie angeregt. Ihr Kopf von Jonathan Frakes.

In der nächsten Folge weitere Geschichten. XF 3000 – Das Unfassbare.

Das Zenton mit seiner seltsamen Eigenschaft ist eine Anspielung auf eine häufige Fehlinterpretation des Spins verschiedener Elementarteilchen.

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